Antioxidantien – darf es bisserl mehr sein?

Antioxidantien
Was sind Antioxidantien?

Antioxidantien sind in der Lage sogenannte freie Radikale im Organismus zu neutralisieren. Ärzte und Heilpraktiker wissen, dass eine erhöhte Belastung durch oxidativen Stress im Verdacht steht, den Alterungsprozess zu beschleunigen und an der Entstehung zahlreicher Erkrankungen und Beschwerden beteiligt zu sein

Diese Wirkstoffe scheinen also grundsätzlich recht nützlich für den Menschen zu sein. In den letzten Jahren hat sich aber ihr einst gutes Image jedoch deutlich verschlechtert. Wie konnte das passieren?

Es existieren unzählige Studien über Antioxidantien und antioxidativ wirkende Vitamine. Die Resultate sind unterschiedlich. Viele Faktoren beeinflussen das Ergebnis, wie z.B. die Dosierung, der Zeitraum, die Anzahl der Probanden, die Qualität der Studie usw.

Antioxidantien in den Medien

Positive Ergebnisse (Ja, es gibt sie!) bekommen wir in der Presse praktisch nie zu sehen. Wieso ist das so? Jeder Journalist weiß: Schlechte Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit. Positives und Angenehmes wecken zwar auch unser Interesse, aber natürlich nicht so sehr wie Bedrohungen. Das ist seit Urzeiten so in uns verankert. Ob Säbelzahntiger oder Schlagzeilen wie „Antioxidantien fördern Krebs“: Wenn wir mit Gefahren konfrontiert werden, sind wir fokussiert und interessieren uns in diesem Moment für nichts anderes.

Die Flut an Artikeln über angeblich überflüssige und gefährliche Antioxidantien beriefen sich meist auf die selben 2-3 Negativ-Studien mit Vitamin E, Beta Carotin und Selen. Warum sich viele Wissenschaftler und Journalisten bei der Erforschung und Beurteilung von Antioxidantien so sehr auf Vitamin E, Beta Carotin oder Selen beschränken, ist vielen naturheilkundlichen Ärzten und Heilpraktikern ein Rätsel. In der Natur existieren unzählige Antioxidantien, deren positive Wirkung auf die Gesundheit in vielen Studien belegt wurde.

ORAC

ORAC steht für Oxygen Radical Absorbance Capacity, also für die Fähigkeit einer Substanz, Sauerstoffradikale unschädlich zu machen. Je höher der ORAC-Wert, desto größer die Wahrscheinlichkeit freie Radikale zu neutralisieren.

Vitamin E hat einen ORAC-Wert von 1160 mmol TE/g. Mit einer hohen Dosis von 500 mg kommt man somit auf einen Wert von 580. Im Vergleich: Äpfel der Sorte Red Delicious haben einen Wert von 4275 mmol TE/100g. Ein großer 200g-Apfel hat also einen ORAC-Wert von 8550.

Antioxidantien und Krebs

Man konnte in der Presse oft lesen, dass man auf keinen Fall zu viele Antioxidantien zu sich nehmen sollte, da diese nicht nur gesunde Zellen sondern auch Tumorzellen schützen und somit das Krebswachstum beschleunigen können. Zu viel Vitamin E sei also gefährlich. Ach so? Ein großer Apfel hat eine mehr als zehnmal höhere antioxidative Kapazität als eine (hohe) 500 mg-Dosis Vitamin E. Sollten wir jetzt Äpfel meiden wie die Pest? Nein, sagt der gesunde Menschenverstand. Nicht nur Ärzte und Heilpraktiker wissen: An apple a day keeps the doctor away.

Was war also das Problem mit Vitamin E?

Natürliches Vitamin E besteht aus 4 Tocopherolen und 4 Tocotrienolen. Wenn man, wie in den meisten Studien, nur Alpha-Tocopherol in einer hohen Dosierung verabreicht, kann es zu einem Ungleichgewicht zwischen den Tocopherolen kommen, z.B. wird die Aufnahme von Gamma-Tocopherol gehemmt. Gamma-Tocopherol gilt als besonders stark entzündungshemmend. In meiner Naturheilpraxis in Augsburg empfehle ich natürliches Vitamin E mit allen Tocopherolen und Tocotrienolen einzunehmen.

Fehler bei der Einnahme

Auch sollte man berücksichtigen, dass Vitamin E recht instabil ist. Insbesondere künstliches Alpha-Tocopherol. Wenn Vitamin E ein freies Radikal neutralisiert, wird es selber zu einem. Vitamin C kann „verbrauchtes“ Vitamin E wieder regenerieren und das körpereigene Antioxidans Glutathion wiederum kann verbrauchtes Vitamin C recyceln. Erfahrene Heilpraktiker und Ärzte empfehlen stets darauf zu achten, dass die Schutzkette funktioniert und nicht unterbrochen wird. Man sollte also neben Vitamin E auch genügend Vitamin C und Proteine einnehmen, damit der Körper daraus Glutathion basteln kann.

Auch bei der Supplementierung von Vitamin C kann man Fehler machen. Vitamin C kann z.B. die Entstehung von krebserregenden Nitrosaminen im Magen um das Fünf- bis Tausendfache senken. Das ist sehr erfreulich. Wenn man allerdings Ascorbinsäure mit zu viel Fett zu sich nimmt, fördert man die Bildung um das acht- bis 140-fache. Auch in Verbindung mit Eisen (besonders in rotem Fleisch enthalten) konnten prooxidative Effekte beobachtet werden. Vitamin C kann also auch schaden – wenn man es falsch einnimmt. In meiner Naturheilpraxis in Augsburg empfehle ich Ascorbinsäure am besten auf nüchternem Magen einzunehmen, mit mehreren Stunden Abstand zu fettigen Speisen.

Sind Walnüsse und Heidelbeeren ungesund?

Man kann also schwerwiegende Fehler bei der Einnahme von Vitamin E und C machen. Die andere Frage ist: Wie stark antioxidativ wirken die in einer Negativ-Studie verabreichten 600 IU Vitamin E und 500 mg Vitamin C wirklich? Antwort: zusammen haben sie eine antioxidative Kapazität von ca. 2000 ORAC-Einheiten. Im Vergleich: 50g Walnüsse haben ca. 7000 ORAC-Einheiten oder 100g Heidelbeeren 4660 ORAC-Einheiten.

Die viel potenteren Walnüsse und Heidelbeeren sind bekanntlich weder ungesund, noch krebserregend. Im Gegenteil. Die Naturheilpraxis DAOZEN in Augsburg ist der Meinung, dass die Verallgemeinerung „Vitamine und Antioxidantien sind gefährlich“ fahrlässig und wenig hilfreich ist. Negative Studienergebnisse sind wohl eher auf Anwendungsfehler und zu niedrigen Dosierungen zurückzuführen. 500 mg Vitamin C ergeben einen bescheidenen ORAC-Wert von 1500. Wenn man 2g supplementiert kommt man auf 6000 ORAC-Einheiten. Naturheilkundliche Ärzte und Heilpraktiker wissen, dass es erst ab diesen Werten therapeutisch interessant wird.

Kurkuma und Co.

Die Bedeutung des ORAC-Wertes für die Gesundheit des Menschen ist durchaus umstritten und man sollte ihn nicht überbewerten. Trotzdem ist es eine interessante Möglichkeit die antioxidative Kapazität verschiedener Substanzen zu vergleichen. Auffällig ist auch, dass gerade Lebensmittel mit sehr hohen ORAC-Werten in Studien sehr gut abschneiden. Ein paar Beispiele:

  • Kurkuma – 127068 mmol TE/100g. 
  • Walnüsse – 13541 mmol TE/100g. 
  • Blaubeeren – 4669 mmol TE/100g. 
  • Äpfel – je nach Sorte ca. 3000-4000 mmol TE/100g. 

Erhöhter oxidativer Stress spielt eine Rolle bei der Pathogenese von z.B. Alzheimer, Parkinson, Depressionen, Schizophrenie, Diabetes mellitus, Rheuma und weiteren psychischen und körperlichen Erkrankungen.

Antioxidantien sind sicherlich kein Allheilmittel und freie Radikale sind nicht grundsätzlich schlecht. Ein gesundes Gleichgewicht ist entscheidend. Bei vielen Krankheiten geht die Tendenz aber eher in Richtung erhöhter oxidativer Stress. Viele Heilpraktiker und naturheilkundliche Ärzte sind daher der Meinung, dass antioxidativ wirksame Substanzen und Lebensmittel eine wichtige Rolle bei der Prävention und der unterstützenden Behandlung von Krankheiten spielen sollte.

Als Ernährungstherapeut und Heilpraktiker berate ich Sie gerne in meiner Praxis in Augsburg.